Pressemitteilung
TRAPPIST
Ein neues Teleskop sucht von La Silla aus nach Kometen und extrasolaren Planeten
8. Juni 2010
München (Europäische Südsternwarte): Am La Silla-Observatorium der ESO in Chile hat ein neues robotisch betriebenes Teleskop den Beobachtungsbetrieb aufgenommen. Das “TRAnsiting Planets and PlanetesImals Small Telescope”, kurz TRAPPIST, soll sich der Erforschung von Planetensystemen widmen: Zum einen wird es Kometen auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne untersuchen, zum anderen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems (“Exoplaneten”) nachweisen und ihre Eigenschaften bestimmen. Das Teleskop hat einen Spiegeldurchmesser von 60 cm und wird von einem Kontrollraum im 12.000 km entfernten Lüttich in Belgien ferngesteuert.
“Die beiden Zielrichtungen unseres Projekts sind Teil eines wachsenden interdisziplinären Forschungsgebietes: der Astrobiologie, die den Ursprung und die Verteilung von Leben im Universum untersucht”, erläutert Michaël Gillon, der bei TRAPPIST für die Untersuchung von Exoplaneten zuständig ist.
“Erdähnliche Gesteinsplaneten sind der richtige Ort, um außerhalb unseres Sonnensystems nach Leben zu suchen. Und von Kometen wird vermutet, sie könnten bei der Entstehung und Entwicklung des Lebens auf der Erde eine entscheidende Rolle gespielt haben”, ergänzt sein Kollege Emmanuël Jehin, der den Kometenteil des Projekts leitet
TRAPPIST soll Exoplaneten nachweisen und untersuchen, indem es mit hoher Präzision winzige Helligkeitsschwankungen vermisst, die anzeigen, dass ein solcher Exoplanet von der Erde aus gesehen vor seinem Mutterstern vorbeizieht. Während eines solchen “Transits” nimmt die Helligkeit des Sterns um einen winzigen Bruchteil ab, da der Planet dann einen Teil des Sternlichts abschirmt. Je größer der Exoplanet, umso größer der Anteil der Sternoberfläche, der verdeckt wird, und umso stärker nimmt die Helligkeit des Sterns ab [1].
“Das La Silla-Observatorium der ESO am Rand der chilenischen Atacamawüste ist mit Sicherheit eine der weltweit besten astronomischen Beobachtungsstandorte. Für unser Roboterteleskop hätten wir keinen geeigneteren Aufstellungsort finden können” meint Gillon. “Dort befinden sich außerdem schon zwei Teleskope, die äußerst erfolgreich bei die Suche nach extrasolaren Planeten eingesetzt werden.”
Mit den Astronomenteams, die diese beiden Teleskope nutzen – das Schweizer 1,2m Leonhard-Euler-Teleskop mit dem CORALIE-Spektrographen und das 3.6m-Teleskop der ESO mit dem Instrument HARPS – wollen die TRAPPIST-Forscher eng zusammenarbeiten.
TRAPPIST ist ein Gemeinschaftsprojekt der belgischen Université de Liège und des Schweizer Observatoire de Genève. Dank des Engagements der Kooperationspartner konnte das Projekt ausnehmend schnell realisiert werden: Von der Entscheidung, das Teleskop zu bauen bis zum Beginn des Beobachtungsbetriebs vergingen gerade einmal zwei Jahre. Das Teleskop wurde auf La Silla im Kuppelgebäude des alten Schweizer T70-Teleskops untergebracht.
Weitere Zielobjekte von TRAPPIST sind Kometen, die am Südhimmel vorüberziehen. Für diese Untersuchungen ist TRAPPIST mit speziellen großen und hochqualitativen Filtern ausgestattet. Sie erlauben es den Astronomen, die Kometen während ihres Umlaufs um die Sonne regelmäßig zu untersuchen und die molekulare Zusammensetzung der von ihnen ausgestoßenen Gase zu bestimmen.
“Wir werden pro Jahr mehrere Dutzend Kometen beobachten und mit dieser Menge an Daten mehr über die Natur der Kometen in Erfahrung bringen können”, erläutert Jehin.
TRAPPIST ist ein robotisch betriebenes Teleskop in Leichtbauweise, mit einem Spiegeldurchmesser von 60 cm. Der Betrieb mit schneller Positionierung und präziser Nachführung am Himmel erfolgt vollautomatisch. Das Beobachtungsprogramm wird im Voraus erstellt; anschließend ist das Teleskop in der Lage, die gesamte Nacht hindurch unbeaufsichtigt zu arbeiten. Eine Wetterstation überwacht die Witterungsbedingungen und entscheidet bei Bedarf, ob die Kuppel geschlossen werden muß.
Endnoten
[1] Zu einem so genannten Planetentransit kommt es immer dann, wenn ein Planet auf seiner Umlaufbahn von der Erde aus gesehen vor seinem Mutterstern entlangläuft und dabei einen kleinenTeil des Sternlichts abschirmt. Bei dieser Art von “Sternfinsternis” ändert sich die scheinbaren Helligkeit des Sterns; aus der Größe der Änderung lässt sich der Durchmesser des Planeten bestimmen. Zusammen mit sogenannten Radialgeschwindigkeitsmessungen ist es dann möglich, die Masse und daraus dann die Dichte des Planeten zu ermitteln.
Weitere Informationen
Das TRAPPIST-Projekt wird vom Department für Astrophysik, Geophysik und Ozeanographie (AGO) der belgischen Université de Liège in Kooperation mit dem Schweizer Observatoire de Genève geleitet. Den Hauptanteil an der Finanzierung von TRAPPIST trägt der belgische Fonds National de la Recherche Scientifique de Belgique (FNRS). Weitere Beiträge kommen vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF).
Das TRAPPIST-Team besteht aus Emmanuël Jehin, Michaël Gillon, Pierre Magain, Virginie Chantry, Jean Manfroid und Damien Hutsemékers (Universite de Liège, Belgien) sowie Didier Queloz und Stéphane Udry (Observatoire de Genève, Schweiz).
Das Akronym TRAPPIST steht für TRAnsiting Planets and PlanetesImals Small Telescope (wörtlich etwa “kleines Teleskop zur Beobachtung von Planetentransits und Kleinkörpern im Sonnensystem”). Der Name unterstreicht aber gleichzeitig auch den belgischen Ursprung des Projekts: Die weltweit bekannten Trappistenbiere, werden zum überwiegenden Teil in Trappistenklöstern in Belgien gebraut. Das TRAPPIST-Team schätzt diese Biere sehr!
Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsstaaten (und einigen weiteren Ländern) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg.
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Kontaktinformationen
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Liège, Belgium
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E-Mail: ejehin@ulg.ac.be
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Geneva, Switzerland
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E-Mail: didier.queloz@unige.ch
Henri Boffin
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Michaël Gillon
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E-Mail: michael.gillon@ulg.ac.be
Pierre Magain
University of Liège
Liège, Belgium
Tel: +32 4 366 97 43
E-Mail: pierre.magain@ulg.ac.be
Joerg Gasser (Pressekontakt Schweiz)
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E-Mail: eson-switzerland@eso.org
Über die Pressemitteilung
Pressemitteilung Nr.: | eso1023de-ch |
Name: | 30 Doradus, NGC 2070, Tarantula Nebula |
Typ: | Local Universe : Nebula : Appearance : Emission : H II Region |
Facility: | TRAnsiting Planets and PlanetesImals Small Telescope–South |