Pressemitteilung

GigaGalaxy Zoom

Alle guten Dinge sind drei

28. September 2009

Das dritte Bild des ESO-Projekts GigaGalaxy Zoom ist nun online veröffentlicht worden – ein furioser Abschluss der Reise in den Nachthimmel, die das Projekt bietet. Die ersten beiden Bilder hatten den Himmel so gezeigt, wie er dem bloßen Auge erscheint, und so, wie er sich durch ein handelsübliches Amateurteleskop beobachten lässt. Das nun veröffentlichte dritte Bild ist eine 370-Millionen-Pixel-Aufnahme eines Himmelsausschnitts rund um den Lagunennebel, in professioneller Qualität und mit einem Detailreichtum, der dem Standard moderner astronomischer Spitzenforschung entspricht.

Das Blickfeld der Aufnahme, die jetzt veröffentlicht wurde, deckt etwas mehr als anderthalb Quadratgrad ab – eine Fläche, die dem achtfachen der scheinbaren Größe der Vollmondscheibe am Himmel entspricht. Die Aufnahme wurde mit dem Wide Field Imager, einer astronomischen Kamera mit besonders großem Blickfeld, am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am Observatorium La Silla in Chile angefertigt. Diese 67-Megapixel-Kamera liefert Bilder, die nicht nur von wissenschaftlichem, sondern auch von besonderem ästhetischen Wert sind.

Das dargestellte Himmelsobjekt – der Lagunennebel – liegt vier- bis fünftausend Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schütze. Es handelt sich um eine gigantische interstellare Wolke mit einem Durchmesser von 100 Lichtjahren, in der ständig neue Sterne entstehen. Die dunklen Flecken an verschiedenen Stellen des Nebels sind riesige Wolken aus Gas und Staub, die unter dem Einfluss ihrer eigenen Schwerkraft in sich zusammenstürzen. Dabei entstehen ganze Sternhaufen junger, hell leuchtender Sterne. Einige der kleinsten Wolken sind als “Globulen” bekannt. Für die auffälligsten dieser Globulen hat der Astronom Edward Emerson Barnard einen Katalog erstellt.

Im Lagunennebel befindet sich auch ein offener Sternhaufen mit der Katalognummer NGC 6530. Die 50 bis 100 Sterne dieses Haufens sind im Bild in der Nebelregion unten links zu sehen. Beobachtungen zeigen, dass sich der Haufen von der Erde aus gesehen etwas vor dem eigentlichen Lagunennebel befindet. Allerdings ist er, ähnlich der Sterne im Nebelinneren, von Staub umgeben – das zeigt eine systematische Rötung des Sternenlichts, wie sie zu erwarten ist, wenn Licht an winzigen Staubteilchen gestreut wird.

Seinen Namen erhielt der Lagunennebel nach dem dunklen, wie eine Lagune geformten dunklen Band, das quer durch seine Mitte läuft.

Das spektakuläre Panoramabild ist das letzte der drei hochaufgelösten Aufnahmen des Projekts GigaGalaxy Zoom, einem Beitrag der ESO zum Internationalen Jahr der Astronomie 2009 (IYA 2009). Das Projekt bietet eine Reise in den Kosmos, deren Startpunkt ein Bild des gesamten Nachthimmels ist, wie er einem Beobachter in einer der dunkelsten Wüsten der Erde mit bloßem Auge erscheint. Zweite Station der Reise ist ein mit Hilfe eines Amateurteleskops aufgenommenes Panorama, das die strukturreichsten Regionen unserer Milchstraße zeigt. Das nun veröffentlichte Bild, aufgenommen durch ein modernes Großteleskop, zeigt einen kleinen Ausschnitt aus einer dieser Regionen: den berühmten Lagunennebel. Zusammengenommen verbinden die Stationen der Reise den für jedermann sichtbaren Nachthimmel mit Detailansichten bei hoher Vergrößerung, wie sie zum Arbeitsalltag der Profi-Astronomen gehören. Die beeindruckende Qualität der Bilder zeigt die Schönheit des Nachthimmels über den ESO-Standorten in Chile, den produktivsten astronomischen Observatorien weltweit.

Der Koordinator des Projekts, Henri Boffin: “Das Webportal des GigaGalaxy Zoom-Projekts hat großen Anklang gefunden – bei Hunderttausenden von Besuchern aus aller Welt. Jetzt ist die Trilogie vollständig, und unsere Besucher haben die Möglichkeit, die Detailfülle unserer kosmischen Umgebung im Großen wie im Kleinen zu erkunden, und tief in die Welt unserer Milchstraße einzutauchen.”

Weitere Informationen

Im Rahmen des Internationalen Jahrs der Astronomie 2009 nimmt die ESO an einer Reihe spektakulärer Projekte teil, die astronomische Themen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die ESO ist Sitz der globalen Koordinationsstelle für das Jahr der Astronomie und ist einer der institutionellen Partner des Jahres. Sie spielte eine wichtige Rolle im Vorfeld der Resolution, die der italienische Staat bei den Vereinten Nationen einbrachte und die dazu führte, dass die 62te Generalversammlung der UN das Jahr 2009 zum Internationalen Jahr der Astronomie erklärte. Zusätzlich zu einem breiten Aktivitätsspektrum auf lokaler und internationaler Ebene hat die ESO die Leitung dreier der zwölf Schlüsselprojekte (Cornerstone Projects) des Jahres inne.

Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation von ihren 14 Mitgliedsländern: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, der Schweiz, der Tschechischen Republik und dem Vereinigten Königreich. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts. Die ESO ist der europäische Partner für den Aufbau des Antennenfelds ALMA, des größten astronomischen Projekts überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO das European Extremely Large Telescope (E-ELT) für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, mit 42 Metern Spiegeldurchmesser ein Großteleskop der Extraklasse.

Das dritte Bild des GigaGalaxy Zoom-Projekts wurde mit dem Wide Field Imager (WFI) aufgenommen, einer astronomischen Kamera mit besonders großem Blickfeld, die am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop der ESO am Observatorium La Silla installiert ist. Dieses Teleskop wurde 1984 in Betrieb genommen und ist eine Leihgabe der Max-Planck-Gesellschaft an die ESO. Um die verfügbare Beobachtungszeit optimal zu nutzen, wurden die Aufnahmen zu verschiedenen Zeiten von den am Teleskop tätigen ESO-Mitarbeitern aufgenommen, die je nach den herrschenden Beobachtungsbedingungen und der Position der Zielobekte am Nachthimmel zeitnah entscheiden, welche Beobachtungen durchgeführt werden. Das Observatorium La Silla, 600 Kilometer nördlich von Santiago de Chile auf einer Höhe von 2400 Metern über dem Meeresspiegel gelegen, ist seit den 1960er Jahren ein wichtiger ESO-Standort. Hier betreibt die ESO einige der wissenschaftlich produktivsten 2- bis 4-Meter-Teleskope der Welt.

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Kontaktinformationen

Henri Boffin
ESO
Garching, Germany
Tel: +49 89 3200 6222
E-Mail: hboffin@eso.org

Olivier Hainaut
ESO
Garching, Germany
Tel: +49 89 3200 675
E-Mail: ohainaut@eso.org

Rodrigo Alvarez (Pressekontakt Belgien)
ESO Science Outreach Network und Planetarium, Royal Observatory of Belgium
Tel: +32-2-474 70 50
E-Mail: eson-belgium@eso.org

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Dies ist eine Übersetzung der ESO-Pressemitteilung eso0936.

Über die Pressemitteilung

Pressemitteilung Nr.:eso0936de-be
Legacy ID:PR 36/09
Name:Lagoon Nebula, NGC 6523
Typ:Milky Way : Nebula : Type : Interstellar Medium
Milky Way : Nebula : Appearance : Emission : H II Region
Facility:MPG/ESO 2.2-metre telescope
Instruments:WFI

Bilder

Der Lagunennebel als 370-Megapixel-Sternenlandschaft
Der Lagunennebel als 370-Megapixel-Sternenlandschaft
The GigaGalaxy Zoom composite
The GigaGalaxy Zoom composite
nur auf Englisch

Videos

Diving into the Lagoon Nebula
Diving into the Lagoon Nebula
nur auf Englisch
Pan over the Lagoon Nebula
Pan over the Lagoon Nebula
nur auf Englisch
ESOcast 10: GigaGalaxy Zoom: The Sky, from the Eye to the Telescope
ESOcast 10: GigaGalaxy Zoom: The Sky, from the Eye to the Telescope
nur auf Englisch