Mitteilung
Ein neuer Planetenjäger erwacht: Das NIRPS-Instrument sieht sein erstes Licht
27. Juni 2022
Der Near InfraRed Planet Searcher (NIRPS), der am 3,6-Meter-Teleskop der ESO am La-Silla-Observatorium in Chile montiert ist, hat erfolgreich seine ersten Beobachtungen durchgeführt. Seine Aufgabe ist die Suche nach neuen Exoplaneten um die kühlsten Sterne der Milchstraße.
"NIRPS war lange in Planung, und ich bin begeistert, wie diese Mission sich entwickelt hat", kommentiert René Doyon, Direktor des Institute for Research on Exoplanets an der Universität Montréal und Ko-Projektleiter von NIRPS. "Dieses unglaubliche Infrarot-Instrument wird uns helfen, die unserem unserem Sonnensystem am nächsten gelegenen bewohnbaren Welten zu finden."
Das Instrument wird sich bei seiner Suche auf felsige Welten konzentrieren, die für das Verständnis der Entstehung und Entwicklung von Planeten von zentraler Bedeutung sind und auf denen sich am ehesten Leben entwickeln kann. NIRPS wird nach solchen Gesteinsplaneten in der Umgebung von kleinen, kühlen roten Zwergsternen suchen - der häufigsten Art von Sternen in unserer Milchstraße, deren Masse etwa zwei bis zehn Mal kleiner ist als die unserer Sonne.
NIRPS wird mit Hilfe der Radialgeschwindigkeitsmethode nach Exoplaneten suchen. Wenn ein Planet einen Stern umkreist, führt seine Anziehungskraft dazu, dass der Stern leicht "wackelt", wodurch sein Licht rot- oder blauverschoben wird, wenn er sich von der Erde weg oder auf sie zu bewegt. Durch die Messung der subtilen Veränderungen im Licht des Sterns wird NIRPS den Astronom*innen helfen, die Masse des Planeten und andere Eigenschaften zu bestimmen.
NIRPS wird im nahen Infrarot nach diesen spektralen Schwankungen suchen, da dies der Hauptwellenlängenbereich ist, der von diesen kleinen, kühlen Sternen abgestrahlt wird. NIRPS wird zusammen mit dem High Accuracy Radial velocity Planet Searcher (HARPS) auf der Suche nach neuen felsigen Welten eingesetzt. HARPS, der seit 2003 am 3,6-Meter-Teleskop der ESO am La-Silla-Observatorium in Chile installiert ist, verwendet ebenfalls die Radialgeschwindigkeitsmethode, arbeitet aber im sichtbaren Licht. Der gleichzeitige Einsatz beider Instrumente wird eine umfassendere Analyse dieser Gesteinswelten ermöglichen.
"NIRPS ergänzt HARPS optimal, da er Wellenlängen im nahen Infrarot abdeckt", erklärt Céline Peroux, ESO-Projektwissenschaftlerin für NIRPS. "Das ist ideal, um erdähnliche Exoplaneten um rötlichere Sterne zu beobachten."
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Instrumenten besteht darin, dass das NIRPS mit einem leistungsstarken System adaptiver Optik ausgestattet ist. Die adaptive Optik ist eine Technik, die die Auswirkungen atmosphärischer Turbulenzen korrigiert, die das Funkeln von Sternen verursachen. Durch den Einsatz dieser Technik wird NIRPS seine Effizienz bei der Suche und Untersuchung von Exoplaneten mehr als verdoppeln.
"NIRPS gehört zu den wenigen leistungsstarken Spektrografen für das nahe Infrarot und wird voraussichtlich eine Schlüsselrolle bei Beobachtungen in Synergie mit Weltraummissionen wie dem James Webb Space Telescope und bodengebundenen Observatorien spielen", fügt François Bouchy von der Universität Genf in der Schweiz und Ko-Projektleiter von NIRPS hinzu.
Die mit NIRPS und HARPS gemachten Entdeckungen werden von einigen der leistungsstärksten Observatorien der Welt nachbeobachtet, zum Beispiel das Very Large Telescope der ESO und das kommenden Extremely Large Telescope in Chile (für das ähnliche Instrumente in der Entwicklung sind). Durch die Zusammenarbeit mit weltraum- und bodengebundenen Observatorien wird NIRPS in der Lage sein, Hinweise auf die Zusammensetzung eines Exoplaneten zu sammeln und sogar nach Anzeichen von Leben in seiner Atmosphäre zu suchen.
NIRPS wurde von einer internationalen Kollaborationt unter der Leitung des Institute for Research on Exoplanets an der Université de Montréal in Kanada und des Observatoire Astronomique de l'Université de Genève in der Schweiz entwickelt.
Weitere Informationen
Die am NIRPS-Konsortium beteiligten Institute sind die Université de Montréal in Kanada, das Observatoire Astronomique der Université de Genève in der Schweiz, das Instituto de Astrofísica e Ciências do Espaço an den Universitäten Porto und Lissabon in Portugal, das Instituto de Astrofísica de Canarias in Spanien, die Université de Grenoble in Frankreich und die Universidade Federal do Rio Grande do Norte in Brasilien.
Kontaktinformationen
François Bouchy
Observatoire Astronomique de l’Université de Genève
Tel.: +41 22 37 92 460
E-Mail: francois.bouchy@unige.ch
René Doyon
Institute for Research on Exoplanets — Université de Montréal
Tel: +1 514 343 6111 x3204
E-Mail: rene.doyon@umontreal.ca
Celine Peroux
ESO Project Scientist for NIRPS
Tel.: +49 89 3200 6346
Email: cperoux@eso.org
Norbert Hubin
ESO Project Manager & Engineer for NIRPS
Tel.: +49 89 3200 6517
E-Mail: nhubin@eso.org
Bárbara Ferreira
ESO Media Manager
Garching bei München
Tel.: +49 89 3200 6670
E-Mail: press@eso.org
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ID: | ann22009 |