Mitteilung
ALMA feiert zehn Jahre Wissenschaft
1. Oktober 2021
Vor zehn Jahren wurde das Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA), ein internationales Observatorium, an dem die ESO als Partner beteiligt ist, offiziell für Astronomen eröffnet. Aus diesem Anlass wurde am 3. Oktober 2011 das erste von dem Array aufgenommene Bild der kollidierenden Antennengalaxien veröffentlicht, welches das Potenzial von ALMA unter Beweis stellt und den Beginn eines erfolgreichen Jahrzehnts der Astronomie einläutete.
Das Interferometer befindet sich auf der Hochebene Chajnantor im Norden Chiles auf einer Höhe von 5000 Metern und als es zum ersten Mal für wissenschaftliche Beobachtungen geöffnet wurde, war es nur mit einem Drittel seiner 66 beweglichen Antennen in Betrieb. Nichtsdestotrotz erhielt ALMA über 900 Beobachtungsantäge, von denen rund 100 ausgewählt wurden. Dies zeigt, wie sehr sich die wissenschaftliche Gemeinschaft der Nutzung dieser neuen Einrichtung entgegenfieberte. In den letzten zehn Jahren blieb ALMA bei Astronomen weltweit weiterhin sehr gefragt: Die Beobachtungsanträge übersteigen immer noch bei weitem die verfügbaren Zeitfenster, und jedes Jahr werden viele interessante und neuartige Projekte vorgeschlagen.
Verteilt auf Entfernungen von bis zu 16 km arbeiten die ALMA-Antennen wie ein einziges Teleskop zusammen, welches das Universum im Licht der Millimeter- und Submillimeterwellenlängen beobachtet, ungefähr tausendmal länger als Wellenlängen des sichtbaren Lichts. Diese längeren Wellenlängen werden von einigen der kältesten Objekte im Weltraum ausgesandt, wie den dichten Wolken aus kosmischem Staub und Gas, aus denen sich Sterne und Planeten bilden, sowie sehr weit entfernte Objekte im frühen Universum. Durch den Einsatz der Interferometrie hat ALMA eine maximale räumliche Auflösung erreicht, die besser ist als die Aufnahmen im sichtbaren Licht mit dem Hubble-Weltraumteleskop der NASA/ESA. Auch 10 Jahre später ist ALMA nach wie vor das größte und leistungsstärkste Teleskop im Millimeter- und Submillimeterbereich.
In den ersten zehn Jahren wurde ALMA von Astronomen weltweit verwendet, um bedeutende astronomische Entdeckungen zu erzielen. ALMA hat bisher für fast 2500 wissenschaftliche Artikel Daten geliefert, von denen etwa die Hälfte Daten verwendeten, die während den europäischen ALMA-Beobachtungszeiten gewonnen wurden. Zu den Höhepunkten gehören Beobachtungen der planetaren Scheibe um den jungen Stern HL Tauri, die unser Verständnis der Planetenentstehung revolutionieren, Bilder eines Einsteinrings, die den schärfsten Blick auf die Sternentstehung im fernen Universum bieten, und der Nachweis komplexer organischer Moleküle in einem jungen Sternsystem. Darüber hinaus war ALMA eines der acht bodengestützten Teleskope, die im Rahmen der Event Horizon Telescope-Kollaboration verwendet wurden, um das erste Bild eines Schwarzen Lochs, des supermassereichen Objekts im Herzen der M87-Galaxie, aufzunehmen.
ALMA ist eine wahrhaftig globale astronomische Einrichtung und das Ergebnis einer internationalen Vereinigung zwischen Europa (ESO), Nordamerika (National Radio Astronomy Observatory [NRAO]) und Ostasien (National Astronomical Observatory of Japan [NAOJ]) in Zusammenarbeit mit Chile. Die ESO hat etwa ein Drittel des Bau- und Betriebsbudgets des Projekts beigesteuert. Zusammen mit Partnern in der Industrie baute die ESO 25 Antennen, zwei spezielle Transporter, die Antennen über die Chajnantor-Hochebene bewegen können, sowie drei Empfangsbänder, wobei ein weiterer Satz von Empfängern derzeit in Europa gebaut wird [1]. Die ESO ist auch Heimat des europäischen ALMA-Regionalzentrums, das die Schnittstelle zwischen dem ALMA-Projekt und der europäischen Wissenschaftsgemeinschaft bildet.
Fußnoten
[1] Jede ALMA-Antenne arbeitet derzeit mit Empfängern, die Licht in acht Wellenlängenbändern einfangen. Dies reicht von Band 3, das bei Wellenlängen von 3,6 mm beginnt, bis Band 10, das bei 0,3 mm endet. Band 1 (das Wellenlängen zwischen 6 und 8,5 Millimetern abdeckt) wird bald voll funktionsfähig sein und Band 2 (das 3,3 bis 4,5 Millimeter abdeckt) wird in Zukunft hinzukommen.
Weitere Informationen
ALMA ist eine Partnerschaft der ESO (ihre Mitgliedsstaaten vertretend), NSF (USA) und NINS (Japan) zusammen mit NRC (Kanada), MOST und ASIAA (Taiwan) und KASI (Südkorea), in Zusammenarbeit mit der Republik Chile. Das Joint ALMA Observatory wird von ESO, AUI/NRAO und NAOJ betrieben.
Kontaktinformationen
Ciska Kemper
European ALMA Programme Scientist
European Southern Observatory
Garching bei München
Tel: +49(0)89-3200-6447
E-Mail: Francisca.Kemper@eso.org
Leonardo Testi
European Operations Manager of ALMA
European Southern Observatory
Garching bei München
Tel: +49 89 3200 6541
E-Mail: ltesti@eso.org
Bárbara Ferreira
ESO Media Manager
Garching bei München
Tel: +49 89 3200 6670
E-Mail: press@eso.org
Über die Mitteilung
ID: | ann21013 |