Pressemitteilung
Ein heller Stern und seine farbenfrohe Nachbarschaft
28. Juli 2010
Eine spektakuläre neue Aufnahme des Wide Field Imager der ESO am La Silla Observatorium in Chile zeigt den ungewöhnlichen Stern WR 22 und seine farbenfrohe Umgebung. WR 22 ist ein sehr heißer, heller Stern, der seine Atmosphäre in den Weltraum hinausbläst – Millionen mal stärker als unsere Sonne es tut. Der Stern befindet sich im Außenbereich des malerischen Carinanebels, aus dessen Gasmassen er sich gebildet hat.
Massereiche Sterne führen ein Leben auf der Überholspur: Schon kurze Zeit nach ihrer Entstehung vergehen sie auch schon wieder. Die größten dieser kosmischen Leuchtfeuer senden kurz vor Ende ihres Leben sehr starke Strahlung durch das dichte Gas ihrer Atmosphäre und treiben dadurch das Material als so genannten Sternwind ins Weltall hinaus. Nach den beiden französischen Astronomen Charles Wolf und Georges Rayet, die sie Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt haben, nennt man solche seltenen, extrem heißen und massereichen Sterne Wolf-Rayet-Sterne [1]. Auch langlebigere Sterne wie unsere Sonne erzeugen solche Sternwinde, allerdings millionenfach langsamer.
Einer der massereichsten Wolf-Rayet-Sterne, die man bislang gefunden hat, ist WR 22. Er steht im Zentrum des neuen Bildes, das aus Schwarzweißbildern zusammengesetzt ist die mithilfe von roten, grünen und blauen Farbfiltern mit dem Wide Field Imager am MPG/ESO 2,2m-Teleskop der ESO auf La Silla in Chile aufgenommen wurden. WR 22 ist Bestandteil eines Doppelsternsystemes. Seine Masse konnte man zu dem mindestens 70-fachen der Sonnenmasse bestimmen.
WR 22 befindet sich am Südhimmel im Sternbild Carina (lateinisch: Schiffskiel), einem der drei Sternbilder, die Jasons Schiff Argo aus der griechischen Sage der Argonauten auf der Suche nach dem goldenen Vlies am Himmel darstellen. Der Stern leuchtet so hell, dass er bei guten Sichtverhältnissen gerade noch mit dem bloßen Auge sichtbar ist, obwohl seine Entfernung von der Erde über 5000 Lichtjahre beträgt. WR 22 ist einer von vielen außergewöhnlich hellen Sternen, die zum eindrucksvollen Carinanebel NGC 3372 gehören. Die Randbereiche dieses riesigen Sternentstehungsgebiets inmitten der südlichen Milchstraße bilden den Hintergund des gezeigten Bildes.
Die feinen Farbabstufungen dieses kosmischen Gemäldes entstehen durch die Wechselwirkung der starken Ultraviolettstrahlung, die von heißen, massereichen Sternen wie WR 22 ausgeht, mit den ausgedehnten Gaswolken des Nebels, die zum größten Teil aus Wasserstoff bestehen. Aus diesen Gaswolken haben sich auch die Sterne selbst gebildet. Der zentrale Teil des Carinanebels mit seinen großen Gas- uns Staubmassen liegt links außerhalb des Bildes und ist in Abbildung eso1031b dargestellt. Dort befindet sich auch der ungewöhnliche Stern Eta Carinae, der in einer früheren Bildveröffentlichung näher beschrieben wurde (eso0905).
Endnoten
[1] Weitere Informationen über Wolf–Rayet-Sterne unter: http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_w03.html#wr
Weitere Informationen
Das MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop wurde 1984 in Betrieb genommen und ist eine Leihgabe der Max-Planck-Gesellschaft an ESO. Sein Wide Field Imager, eine astronomische Kamera mit besonders großem Blickfeld und einem Detektor mit 67 Millionen Pixeln, liefert Bilder, die nicht nur von wissenschaftlichem, sondern auch von ästhetischem Wert sind.
Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 14 Mitgliedsländer: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts, sowie VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt. Die ESO ist der europäische Partner für den Aufbau des Antennenfelds ALMA, das größte astronomische Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO das European Extremely Large Telescope (E-ELT) für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, mit 42 Metern Spiegeldurchmesser ein Großteleskop der Extraklasse.
Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsstaaten (und einigen weiteren Ländern) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg.
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Über die Pressemitteilung
Pressemitteilung Nr.: | eso1031de-ch |
Name: | Carina Nebula, Eta Carinae, WR 22 |
Typ: | Milky Way : Star : Type : Wolf-Rayet Milky Way : Nebula |
Facility: | MPG/ESO 2.2-metre telescope |
Instruments: | WFI |