Pressemitteilung
Die ESO unterzeichnet für Kuppel und Teleskopstruktur des E-ELT den größten Auftrag in der Geschichte der bodengebundenen Astronomie
25. Mai 2016
Bei einer feierlichen Veranstaltung am 25. Mai 2016 in Garching bei München unterzeichnete die Europäische Südsternwarte mit dem ACe-Konsortium bestehend aus Astaldi, Cimolai und dem nominierten Zulieferer EIE Group den Vertrag für die Konstruktion der Kuppel und Teleskopstruktur des European Extremely Large Telescope (E-ELT). Hierbei handelt es sich um den größten Auftrag, der je von der ESO ausgeschrieben wurde und zugleich auch um den größten Auftrag in der Geschichte der bodengebundenen Astronomie. Bei der Feier wurde auch der Konstruktionsentwurf des E-ELT vorgestellt, so dass der Bau von Kuppel und Teleskopstruktur nun beginnen kann.
Das European Extremely Large Telescope (E-ELT) mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 39 Metern wird das größte optische/nahinfrarote Teleskop der Welt sein: sozusagen das größte Auge auf den Himmel. Gebaut wird es im Norden Chiles, an einem Standort, der bereits entsprechend vorbereitet wurde.
Die Vereinbarung über den Bau der Kuppel und die Struktur des Teleskops wurde von Tim de Zeeuw, dem Generaldirektor der ESO, Paolo Astaldi, dem Vorstandvorsitzenden von Astaldi, und Luigi Cimolai, dem Geschäftsführer von Cimolai, unterzeichnet. Die ESO hieß bei der Zeremonie H.E. Stefania Giannini, Italiens Ministerin für Bildung, Universitäten und Forschung, herzlich willkommen. Darüber hinaus wohnten der Zeremonie auch Renato Cianfarani, der italienische Generalkonsul in München, Patrick Roche, der ESO-Ratspräsident, und Nicolò D’Amico, der italienische ESO-Ratsdelegierte (der auch Geschäftsführer von INAF ist) und Matteo Pardo, Wissenschaftsattaché in der italienischen Botschaft in Berlin, bei. Gianpietro Marchiori, der Geschäftsführer von EIE, sowie weitere Gäste und Vertreter des Konsortiums waren ebenfalls anwesend.
Der Auftrag umfasst Planung, Produktion, Transport, Konstruktion, Montage vor Ort und Prüfung der Kuppel und Teleskopstruktur. Mit einem geschätzten Wert von 400 Millionen Euro handelt es sich um den größten Auftrag, der jemals von der ESO ausgeschrieben wurde und zugleich auch um den größten Auftrag in der Geschichte der bodengebundenen Astronomie.
Mit Kuppel und Teleskopstruktur des E-ELT dringt die Entwicklung von Teleskopen in bisher unbekannte Gebiete vor. Der Vertrag beinhaltet nicht nur die riesige, rotierende 85-Meter-Kuppel, die insgesamt etwa 5000 Tonnen wiegt, sondern auch die Teleskopaufhängung und Rohrstruktur, mit einer sich bewegenden Gesamtmasse von mehr als 3000 Tonnen. Beide Komponenten sind mit Abstand die größten, die jemals für ein optisches/infrarotes Teleskop gebauten wurden und stellen damit alle je gebauten Vorgänger in den Schatten. Die Kuppel ist fast 80 Meter hoch und hat einen Grundriss, der mit der Größe eines Fußballfeldes vergleichbar ist.
Das E-ELT wird derzeit auf dem Cerro Armazones gebaut, einem 3000 Meter hohen und vom Paranal-Observatorium der ESO etwa 20 Kilometern entfernten Gipfel. Der Bau der Zufahrtsstraße und die Einebnung des Gipfels wurden bereits abgeschlossen. Die Arbeiten vor Ort an der Kuppel sollen 2017 beginnen.
ESO-Generaldirektor Tim de Zeeuw ist überzeugt: „Mit dem E-ELT werden uns Entdeckungen gelingen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können, und es wird Menschen auf der ganzen Welt dazu inspirieren, sich über Wissenschaft, Technologie und unserem Platz im Universum Gedanken zu machen. Die heutige Unterschrift stellt einen entscheidenden Schritt in Richtung der Inbetriebnahme im Jahr 2024 dar.“
Paolo Astaldi, Vorstandsvorsitzender von Astaldi, fügt hinzu: „Dieses Projekt ist wirklich visionär, sowohl darin, was es für das Gebiet der Astronomie bedeutet, als auch für Entwicklung und Konstruktion. Astaldi und unsere Projektpartner Cimolai und die EIE Group sind überaus stolz, bei die Ausschreibung der ESO ausgewählt worden zu sein und nun einen Beitrag dazu leisten zu können, ihre Vision Realität werden zu lassen. Astaldi ist bekannt für seine erstklassigen technischen Fähigkeiten, ausgereifte Konstruktionen und stabile Umsetzungen und wir werden mit unseren Kernkompetenzen mit voller Kraft hinter dem Projekt stehen. Mit großer Spannung unterzeichne ich einen Vertrag mit solch großem astronomischen Bestreben.“
Luigi Cimolai, Geschäftsführer von Cimolai, ergänzt: „Wir fühlen uns geehrt und sind dankbar dafür, dass unserem Unternehmen die Möglichkeit geboten wurde, einen Beitrag zu dieser technisch anspruchsvollen astronomischen Herausforderung zu leisten. Das European Extremely Large Telescope wird ein hohes Maß an qualitativer Entwicklung und Konstruktion erfordern und ich glaube, dass dies zweifellos dazu beitragen wird, unsere Fähigkeiten in der Entwicklung von Projekten zu verbessern, die immer komplexer werden.“
Auch in vielen anderen Bereichen des Baus des E-ELT geht es zügig voran. Die ESO hat bereits Vereinbarungen für die Konstruktion der Instrumente MICADO, HARMONI und METIS für das erste Licht, sowie das MAORY-System Adaptiver Optik für das E-ELT unterschrieben. In naher Zukunft werden auch die Vereinbarungen für den riesigen zweiten Spiegel des Teleskops unterschrieben.
Die Lichtsammelfläche des E-ELT wird größer sein als die aller bereits existierenden optischen Forschungsteleskope zusammen und sein System Adaptiver Optik soll Bilder liefern, die etwa 15 Mal schärfer sind als die des Hubble-Weltraumteleskops von NASA/ESA bei gleicher Wellenlänge. Es bietet zahlreiche Möglichkeiten für technologische und ingenieurwissenschaftliche Ablegerprodukte, Technologietransfer und weitere Vertragsabschlüsse. Der neue Vertrag zeigt, dass das E-ELT das Potenzial hat, ökonomische Entwicklung voranzutreiben und zugleich Unternehmern in Mitgliedsländern der ESO eine Möglichkeit bietet, Großprojekte auf internationaler Ebene zu leiten.
Weitere Informationen
Die Europäische Südsternwarte (engl. European Southern Observatory, kurz ESO) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch 16 Länder: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO verfügt über drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist einer der Hauptpartner bei ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Auf dem Cerro Armazones unweit des Paranal errichtet die ESO zur Zeit das European Extremely Large Telescope (E-ELT) mit 39 Metern Durchmesser, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird.
Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.
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Über die Pressemitteilung
Pressemitteilung Nr.: | eso1617de |
Name: | Extremely Large Telescope |
Typ: | Unspecified : Technology : Observatory : Telescope |
Facility: | Extremely Large Telescope |