Ein kosmisches Quartett

Das Weltall kann ein sehr einsamer Ort sein – aber nicht für dieses Quartett von Galaxien namens HCG 86, die hier mit dem VLT Survey Telescope (VST) der ESO beobachtet wurden. Die vier Galaxien, die sich etwa 270 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schütze befinden, sind von der Erde aus gesehen in Dreiecksform angeordnet, wobei drei von ihnen auf einer geraden Linie liegen und eine darunter; die hellen Objekte rechts von der länglichen Galaxie sind nicht Teil des Quartetts.

HCG steht für Hickson Compact Group und wird verwendet, um Gruppen von vier bis zehn Galaxien zu beschreiben, deren Mitglieder physisch sehr nahe beieinander liegen. Aufgrund ihrer Kompaktheit sind solche Gruppen ideale Umgebungen, um galaktische Wechselwirkungen zu untersuchen, die manchmal zu einer Verschmelzung von Galaxien miteinander führen können. 

Dieses Bild von HCG 86 wurde von einem Team von Astronomen unter der Leitung von Rossella Ragusa vom Istituto Nazionale di Astrofisica in Italien als Teil des VST Early-type Galaxy Survey (VEGAS) Programms aufgenommen. „Mit VST sind wir in der Lage, sehr schwache Strukturen in den Außenbezirken der Galaxien zu untersuchen, die Relikte vergangener gravitativer Wechselwirkungen und Verschmelzungsereignisse sind“, erläutert Ragusa. Insbesondere durch die Kartierung der Lichtverteilung in und um die Galaxien der Gruppe in dieser Studie kam das Team zu dem Schluss, dass diese schwachen Strukturen die Überbleibsel von Satellitengalaxien sind, die von der Gruppe vor etwa sieben Milliarden Jahren verschlungen wurden.

Das VST befindet sich am Paranal-Observatorium der ESO in Chile und ist eines der größten Durchmusterungsteleskope der Welt, das sich der Kartierung des Himmels im sichtbaren Licht widmet. 2021 feiert es seinen zehnjährigen Betrieb. In dieser Zeit hat es dazu beigetragen, nach Planeten außerhalb des Sonnensystems zu suchen und die Struktur unserer Galaxie und des weiteren Universums zu untersuchen.