Pressemitteilung
ESO-Astronomin für Astronauten-Trainingsprogramm ausgewählt
16. Februar 2018
Die ESO-Astronomin Suzanna Randall ist ihrem Traum, als erste deutsche Frau ins All zu reisen, einen Schritt näher gekommen. Sie wurde als neue Kandidatin der Initiative "Die Astronautin" ausgewählt, die die erste deutsche Astronautin ausbilden und auf eine Forschungsmission zur Internationalen Raumstation schicken möchte. Dies wurde heute auf einer Pressekonferenz im ESO-Hauptsitz in Garching bei München bekanntgegeben.
"Die Astronautin" wurde 2016 ins Leben gerufen, um junge Frauen zu inspirieren, Berufe in den Bereichen Raumfahrt, Naturwissenschaften, Mathematik und Technik zu ergreifen und die erste deutsche Astronautin ins All zu schicken. Dabei soll auch in der Mikrogravitationsumgebung der Internationalen Raumstation (ISS) untersucht werden, wie der weibliche Körper auf Schwerelosigkeit reagiert [1].
Dank ihres wissenschaftlichen Hintergrunds und ihrer sportlichen Begabung wurde Suzanna Randall als eine von zwei Kandidaten für "Die Astronautin" ausgewählt. Die 38-Jährige, die in Köln geboren wurde, studierte Astronomie in Großbritannien und promovierte anschließend an der University of Montreal in Kanada in Astrophysik. Randall arbeitet derzeit als Astronomin bei der ESO.
Randall begann Karriere bei der ESO als Fellow und arbeitet derzeit beim ALMA-Projekt, einer globalen Partnerschaft, die das weltweit größte Radioteleskop in der chilenischen Atacama-Wüste betreibt. ALMA besteht aus 66 großen Antennenschüsseln, die Millimeter- und Submillimeterwellenlängen beobachten, und ist das leistungsfähigste Observatorium zur Untersuchung des kühlen und fernen Universums [2]. Randall untersucht außerdem die Entwicklung von pulsierenden, blauen Unterzwergen. Sie ist seit vielen Jahren begeisterte Gleitschirmfliegerin, ausgebildete Yogalehrerin und Wintersportlerin.
Kandidatinnen des "Die Astronautin"-Trainingsprogramms werden mit dem Umfeld der ISS vertraut gemacht und lernen die Systeme und Verfahren an Bord kennen. Das Programm beinhaltet auch die Teilnahme an vielen Aktivitäten, die hohe Anforderungen an die Kandidatinnen stellen, wie z.B. Parabelflüge, Überlebenstraining, Flugtraining und Robotertraining.
Randall erklärt, was sie dazu bewogen hat, sich für "Die Astronautin" zu bewerben: "Ich möchte zeigen, dass es für gewöhnliche Frauen möglich ist, die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu entwickeln, um Astronautin zu werden. Und ich halte es für wichtig, dass Frauen auf allen Ebenen der Gesellschaft vertreten sind. Es sollte selbstverständlich sein, dass Frauen im Weltraum arbeiten."
In den nächsten zwei Jahren wird Randall gegen die 34-jährige Meteorologin Insa Thiele-Eich um das eine verfügbareFlugticket ins All kämpfen. Im April 2017 wurde Thiele-Eich zusammen mit der Eurofighter-Pilotin Nicola Baumann aus 400 Bewerbern für das Programm ausgewählt. Doch nachdem Baumann das Projekt verlassen hatte, stimmte das Auswahlkomitee einstimmig zu, Suzanna Randall ihren Platz zu geben.
"Wir freuen uns, dass Suzanna Randall mit ihren Vorkenntnissen als Astrophysikerin direkt in die Ausbildung einsteigen kann", sagt Claudia Kessler, Initiatorin von "Die Astronautin".
Randall und Thiele-Eich werden bei ihrer Ausbildung vom Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus unterstützt. Das Innovationsunternehmen HYVE arbeitet mit "Die Astronautin" an einer anspruchsvollen Crowdsourcing-Kampagne. Gemeinsam entwickeln sie Ideen und Lösungen, um die Raumfahrtmission der ersten deutschen Astronautin zu finanzieren. Unterstützt wurde die Pressekonferenz von der IWG Isolier Wendt GmbH aus Berlin.
Endnoten
[1] Die Internationale Raumstation (ISS) ist ein bewohnbarer künstlicher Erdtrabant, der durch eine Partnerschaft zwischen Europa, den Vereinigten Staaten, Russland, Japan und Kanada ermöglicht wurde. Die 360 Tonnen schwere ISS verfügt über mehr als 820 Kubikmeter Raum unter Druckluft - genug Platz für die Besatzung von sechs Astronauten und eine Vielzahl wissenschaftlicher Experimente. Mit dem Bau der Station wurde im November 1998 begonnen.
[2] Mit einem Auflösungsvermögen, das zehnmal besser ist als das des NASA/ESA Hubble Space Telescope, geht ALMA auf einige der tiefgehendsten Fragen unserer kosmischen Ursprünge ein. Die riesige Anlage aus großen Antennenschüsseln wird verwendet, um die Bausteine von Sternen, Planetensystemen, Galaxien und des Lebens selbst zu studieren. Das ALMA-Observatorium verwendet modernste Technologie, um seine wissenschaftlichen Ziele zu erreichen, während es unter den schwierigen Bedingungen hoch in den chilenischen Anden operiert.
Weitere Informationen
Die Europäische Südsternwarte (engl. European Southern Observatory, kurz ESO) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch 16 Länder: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Hinzu kommen das Gastland Chile und Australien als strategischer Partner. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO verfügt über drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist außerdem einer der Hauptpartner bei zwei Projekten auf Chajnantor, APEX und ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Auf dem Cerro Armazones unweit des Paranal errichtet die ESO zur Zeit das Extremely Large Telescope (ELT) mit 39 Metern Durchmesser, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird.
Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.
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Über die Pressemitteilung
Pressemitteilung Nr.: | eso1807de-ch |
Typ: | Unspecified : People : Astronaut |