Mitteilung
Die ersten 18 ELT-Hauptspiegelrohlinge kommen bei Safran Reosc an
2. August 2019
Die ersten 18 Rohlinge für den Hauptspiegel des Extremely Large Telescope der ESO sind sicher bei Safran Reosc im französischen Poitiers angekommen. Die Verträge über das Gießen der Rohlinge der Spiegelsegmente sowie deren Politur, Montage und Tests wurden 2017 jeweils mit der deutschen Firma SCHOTT und der französischen Firma Safran Reosc, einer Tochtergesellschaft von Safran Electronics & Defense, geschlossen.
Jeweils sechs Spiegelrohlinge werden zusammen in einer speziellen Holztransportkiste verpackt und sechs dieser Kisten passen in einen normalen Frachtcontainer. Zusammen mit den Rohlingen werden dabei auch ausgeklügelte Erschütterungssensoren transportiert, um plötzliche Beschleunigungen oder Stöße zu messen, die die Rohlinge beeinträchtigen könnten.
Der Versandcontainer mit den ersten 18 Rohlingen wurde am 23. Juli von SCHOTT in Mainz verschickt und kam am folgenden Tag bei Safran Reosc an. Die ELT-Spiegelrohlinge bestehen aus der expansionsarmen Glaskeramik Zerodur® [1] und sind rund, etwa 5 Zentimeter dick und haben einen Durchmesser von 1,50 Metern. Die Rückseite jedes Rohlings ist flach, die Vorderseite konkav. Die Rohlinge gibt es in drei Ausführungen mit leicht unterschiedlich geformten Frontflächen, je nach geplanter Lage des Segments im Hauptspiegel. Die ersten Hauptspiegelsegmente wurden 2018 von SCHOTT gegossen.
SCHOTT fertigt die Rohlinge bereits in der vorab angepassten Form, damit Safran Reosc während des Poliervorgangs nicht zu viel Material entfernen muss. Safran Reosc poliert die Rohlinge, bevor sie in Sechsecke geschnitten werden und eine abschließende, präzise Politur mit einer Ionenstrahl-Bearbeitungstechnik erhalten, die Ion Beam Figuring genannt wird.
Nach seiner Fertigstellung wird der Hauptspiegel aus 798 sechseckigen Segmenten bestehen und eine Gesamtfläche von 978 m2 aufweisen. Insgesamt müssen mehr als 900 Segmente gegossen und poliert werden (einschließlich eines zusätzlichen Satzes von 133 Segmenten).
Nach dem Fertigstellung wird das ELT das größte bodengebundene Teleskop sein. Das Teleskop wird auf dem Cerro Armazones in der Atacama-Wüste im Norden Chiles errichtet. Mit einem Hauptspiegel von fast 40 Metern Durchmesser wird das ELT fast 100 Millionen Mal mehr Licht sammeln als das menschliche Auge. Dadurch wird es Wissenschaftlern ermöglichen, einige der größten Herausforderungen der aktuellen Astrophysik anzugehen: Dazu zählen die Bildung der ersten Sterne, die Entstehung der ersten Galaxien, die Charakterisierung der Atmosphären erdähnlicher Exoplaneten oder die Natur der Dunklen Materie und der Dunklen Energie.
Endnoten
[1] Zerodur® wurde ursprünglich in den späten 1960er Jahren für astronomische Teleskope entwickelt. Er hat einen extrem niedrigen Wärmeausdehnungskoeffizienten, so dass sich das Material auch bei großen Temperaturschwankungen nicht ausdehnt. Chemisch ist Zerodur® sehr widerstandsfähig und kann auf hohem Niveau poliert werden. Die eigentliche Reflexionsschicht aus Aluminium oder Silber wird in der Regel kurz vor der Inbetriebnahme eines Teleskops auf die extrem glatte Oberfläche aufgetragen und anschließend in regelmäßigen Abständen erneuert. Viele bekannte Teleskope mit Zerodur®-Spiegeln arbeiten seit Jahrzehnten zuverlässig, darunter das Very Large Telescope der ESO in Chile.
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Lars Lindberg Christensen
ESO Head of Outreach Initiatives
Garching bei München
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