Pressemitteilung
Farbenfrohes neues Portrait des Omeganebels
7. Juli 2009
Ein neues ESO-Bild zeigt den Omeganebel, eine Sternen-Kinderstube, deren neugeborene Sterne Gas und Staub in ein farbenfrohes kosmisches Gemälde verwandeln, in seiner ganzen Pracht.
Der Omeganebel, gelegentlich auch als Schwanennebel oder Hufeisennebel bezeichnet, ist eine Sternen-Kinderstube, die sich rund 5500 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schütze befindet. Vor einiger Zeit wurden in dieser rund 15 Lichtjahre großen, aktiven Sternentstehungsregion eine Reihe massereicher, heißer Sterne geboren. Deren intensives Licht und die Teilchenströme, die von ihnen ausgehen, haben bemerkenswert filigrane Strukturen in das Gas und den Staub des Nebels gegraben.
Durch ein kleines Teleskop betrachtet, erinnert die Form des Nebels einige Beobachter an das Omega, den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets, während andere einen Schwan mit charakteristisch langem, gebogenen Hals sehen, wieder andere ein Hufeisen zu erkennen meinen.
Entdeckt wurde der Nebel um das Jahr 1745 von dem Schweizer Astronomen Jean-Philippe Loys de Chéseaux. Zwanzig Jahre später erfolgte die Wiederentdeckung durch den französischen Kometenjäger Charles Messier, der dem Himmelsobjekt in dem bekannten, nach ihm benannten Katalog die Nummer 17 gab. Durch kleinere Teleskope erscheint der Nebel als geisterhafter Lichtbalken vor den Sternenfeldern der Milchstraße. Frühe Beobachter waren unsicher, ob es sich dabei um eine Gaswolke oder aber um einen Sternhaufen handelte, der zu weit entfernt war, als dass sich die Einzelsterne hätten ausmachen lassen. Erst 1866 konnte William Huggins diese Frage klären: Mit einem neu entwickelten Instrument, dem astronomischen Spektrografen, konnte er nachweisen, dass es sich beim Omeganebel um eine Wolke leuchtenden Gases handelt.
In jüngerer Zeit haben die Astronomen herausgefunden, dass es sich beim Omeganebel um eines der jüngsten und massereichsten Sternentstehungsgebiete der Milchstraße handelt. Erst seit wenigen Millionen Jahren – und bis heute – werden dort neue Sterne geboren. Das hell leuchtende Gas, das in dieser Aufnahme zu sehen ist, ist lediglich eine kleine Blase innerhalb einer sehr viel größeren, dunklen Wolke molekularen Gases. Der Staub, der dem Bild einige seiner markantesten Strukturen verleiht, besteht zum Teil aus den Überresten massereicher heißer Sterne, die ihr kurzes Leben beendet und dabei Sternenmaterial zurück in den Raum geschleudert haben. Er stellt gleichzeitig das Rohmaterial dar, aus dem sich zukünftige Sonnen bilden können.
Die jetzt veröffentlichte Aufnahme wurde mit dem Instrument EMMI angefertigt, das am 3,58-Meter New Technology Telescope (NTT) der ESO in La Silla, Chile, installiert ist, und zeigt die Zentralregion des Omeganebels in beeindruckender Detailschärfe. Bereits 2000 hatte ein anderes Instrument am NTT, die Infrarotkamera SOFI, ein ähnlich beeindruckendes Bild des Nebels im Nahinfrarotbereich aufgenommen (ESO Bildveröffentlichung 30/00), das eine Vielzahl normalerweise im Staub verborgener Sterne zeigt. Auch das NASA/ESA-Weltraumteleskop Hubble hat Teilregionen des Nebels abgebilded (vgl. heic0305a und heic0206d).
Im linken Bildteil wird das glühende Gas von einer riesigen, fast rechteckigen Staubwolke verdeckt. Die faszinierende Farbpalette des Bildes ergibt sich aus der Anwesenheit verschiedener Sorten von Gas (überwiegend Wasserstoff, außerdem aber Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel), die durch das helle Ultraviolettlicht, welches die heißen, jungen Sterne abstrahlen, zum Leuchten angeregt wird.
Weitere Informationen
Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 14 Mitgliedsländer: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts, und VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt. Die ESO ist der europäische Partner für den Aufbau des Antennenfelds ALMA, das größte astronomische Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO das European Extremely Large Telescope (E-ELT) für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, mit 42 Metern Spiegeldurchmesser ein Großteleskop der Extraklasse.
Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsstaaten (und einigen weiteren Ländern) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg.
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Über die Pressemitteilung
Pressemitteilung Nr.: | eso0925de-be |
Legacy ID: | PR 25/09 |
Name: | Omega Nebula, Swan Nebula |
Typ: | Milky Way : Nebula : Type : Star Formation Milky Way : Nebula : Appearance : Emission |
Facility: | New Technology Telescope |
Instruments: | EMMI |