Mitteilung

Paranal–Armazones wird an das chilenische Stromnetz angeschlossen

19. Juni 2014

Die ESO hat eine Vereinbarung mit der Firma Grupo SAESA unterzeichnet, um die Standorte Cerro Paranal und Cerro Armazones an das chilenische Stromnetz anzuschließen. Die neue Verbindung wird Kosten reduzieren, eine größere Verlässlichkeit und Stabilität bieten und die CO2-Bilanz des Observatoriums verringern.

Die Abgeschiedenheit der Atacamawüste stellt für die ESO eine enorme Herausforderung an den Beobachtungsstandorten von ALMA und Paranal dar, da sie aktuell keine Verbindung zum chilenischen Stromnetz haben [1] sondern auf die eigene Energieversorgung angewiesen sind. Die Versorgung des Paranal-Observatoriums übernimmt eine Generatoranlage [2]. Trotz der hinzugekommenen Durchmusterungsteleskope VISTA und VST ist die Stromversorgung am Paranal in den vergangenen Jahren stabil geblieben. So wurde zum Beispiel ein neuer, modernerer Laserleitstern am Paranal installiert (ann11039), wodurch der Stromverbrauch im Vergleich zum alten Laser auf weniger als ein Zehntel reduziert werden konnte.

Die zukünftigen Anforderungen für das European Extremely Large Telescope (E-ELT) am Cerro Armazones, 22 Kilometer östlich des Cerro Paranal rechtfertigen nun eine Verbindung zum Stromnetz, um den Bedarf an elektrischer Energie an beiden Standorten zu decken. Die chilenische Regierung hat den Bau des E-ELT auf chilenischem Gebiet stark unterstützt (eso1139). Das Chile-ESO-Abkommen über das E-ELT resultierte in einer neuen Vereinbarung mit der Grupo SAESA (Sociedad Austral de Electricidad S.A.)über die Anbindung der Standorte an eine 220-Kilovolt-Umspannstation über einen 220/66-Kilovolt-Leistungstransformator, eine 66-Kilovolt-Überlandleitung und eine 66/23-Kilovolt-Umspannstation. Sowohl Cerro Paranal als auch Cerro Armazones werden mit dieser 66/23-Kilovolt-Schaltanlage durch zwei separate 23-Kilovolt-Überlandleitungen verbunden werden. Eine spezieller 23/10-Kilovolt-Leistungstransformator wird installiert werden, um die derzeit am Cerro Paranal betriebenen 10-Kilovolt-Systeme für den Anschluss an die 23 Kilovolt des Netzes zu adaptieren [3]. Der Anschluss an das Netz soll 2018 abgeschlossen werden.

Mit dem Stromanschluss von Paranal und Armazones wird die ESO außerdem ein „regulärer Elektrizitäts-Kunde“ der chilenischen Sistema Interconectado Central. Der Netzanschluss ist ein Teil der Reihe von Initiativen der ESO den Umweltbelastungen zu begegnen. Auf diese Weise werden nicht nur die Kosten reduziert und die Verlässlichkeit und Stabilität der Energieversorgung verbessert, sondern auch eine deutliche Verringerung der CO2-Bilanz des Observatoriums erreicht.

In den verbundenen chilenischen Stromnetzen werden nicht-konventionelle, erneuerbare Energiequellen einen stetig zunehmenden Anteil des Energiemixes einnehmen. Grüne Energie im Stromnetz wird von der chilenischen Regierung stark unterstützt. Bis 2020 soll der Anteil der grünen Energie auf 25% ansteigen und schließlich bis 2030 auf 30% anwachsen.

Endnoten

[1] Das Haupt-Stromnetz in Chile umfasst den größten Teil Chiles von der Region III (Atacama) im Norden bis zur Region X (Los Lagos) im Süden und ist als Sistema Interconectado Central (SIC, Central Interconnected System) bekannt. Im Norden erstreckt sich das Sistema Interconectado del Norte Grande (SING) von der Region XV (Arica y Parinacota) durch die Region I (Tarapacá) bis hinunter zur Region II (Antofagasta).

[2] Das Kraftwerk am Paranal besteht derzeit aus einer Mehrstoff-Turbinen-Generator-Satz (mit einer Nennleistung von etwa 2,6 Megawatt am Standort) und drei Dieselaggregaten (3 x 856 Kilowatt). Alle Generatoren sind direkt mit dem Mittelspannungs-Verteilungssystem (10 Kilovolt) am Paranal-Observatorium verbunden.

[3] Die Stromleitung wird an die Umspannstation, die in der Nähe von Paranal gebaut wird, angeschlossen. Ein Hochspannungswandler wird die Spannungen auf das Armazones-Spannungslevel herunter transformieren. Paranal wird über zwei Transformatoren angeschlossen, damit die Möglichkeit erhalten bleibt, Armazones bei Stromausfällen mit dem Strom von zwei Notstromaggregaten versorgen zu können. Eine Mittelspannungs-Umspannstation wird außerdem im Gipfelbereich von Armazones errichtet.

Weitere Informationen

Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 15 Mitgliedsländer: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist der europäische Partner bei den neuartigen Teleskopverbund ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO ein Großteleskop mit 39 Metern Durchmesser für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird: das European Extremely Large Telescope (E-ELT).

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ID:ann14049

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Stromanbindung von Paranal und Armazones
Stromanbindung von Paranal und Armazones
Unterzeichnung der Vereinbarung über das Stromnetz am Paranal
Unterzeichnung der Vereinbarung über das Stromnetz am Paranal